Gruselgeschichten, am besten am Lagerfeuer oder nachts unter Bettdecken erzählt, kennt jede Kultur. Die Gespenster und Geister, die darin vorkommen, sind uralte Wesen, die seit Anbeginn der Zeit auf der Schwelle zwischen der Welt der Lebenden und der Toten stehen. Meistens unsichtbar und unfähig, direkt mit unserer Realität zu interagieren, verbleiben sie im Verborgenen. Doch Vorsicht: Die stärksten Geister – und das sind oft die bösartigsten – können sich manifestieren und unmittelbar Einfluss auf unser Leben nehmen.
Es gibt Tage im Jahr, an denen die Grenze zwischen den Welten einfacher zu überqueren ist. All Hallow's Eve, das wir als Halloween kennen, Allerheiligen am 1. November oder die mystischen Raunächte zwischen Weihnachten und Neujahr sind solche Momente. Dann können selbst die friedlichsten Seelen durch die Schleier treten und sichtbar werden. Tiere wie Katzen oder bestimmte Hunderassen besitzen zudem die Gabe, Geister zu sehen oder zu spüren, selbst wenn der menschliche Blick sie nicht erfasst. Schon seit uralten Zeiten haben die Menschen an diesen Tagen der Toten gedacht, nicht ahnend, dass sie direkt unter ihnen wandeln.
Doch kann man mit Geistern auch unmittelbar kommunizieren?
„Ja, man kann“, waren die Geschwister Maggie, Kate und Leah Fox aus New York überzeugt. Sie riefen damit in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Bewegung ins Leben, die unsere heutige Sicht auf die Welt der Geister maßgeblich bestimmt: Den Spiritismus.
Die Fox-Schwestern hatten 1848 in ihrem Haus in Hydesville, New York, mysteriöse Klopfzeichen empfangen, die sie für die Signale von Wesen aus einer anderen Welt hielten. Den jungen Frauen gelang es schließlich, mit den Seelen dieser Toten unmittelbar Kontakt aufzunehmen. Ihre Geschichte von der direkten Kommunikation mit Geistern erregte überregionales Aufsehen und legte den Grundstein für den Spiritismus.
Eine weitere zentrale Figur der Bewegung war Andrew Jackson Davis, der auch oft als "Johannes der Täufer" des Spiritismus bezeichnet wurde. Davis verband spirituelle Praktiken mit philosophischen Ansätzen und setzte damit den theoretischen Rahmen für einen Glauben an eine untrennbare Verbindung zwischen Lebenden und Verstorbenen.
Neben diesen Pionieren machten auch Medien wie Cora L. V. Scott und Emma Hardinge Britten von sich reden, indem sie in Séancen Botschaften aus dem Jenseits übermittelten und das Interesse der Menschen weiter entfachten.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schwappte der amerikanische Spiritismus auch auf Europa über. In Frankreich wurde diese Bewegung vor allem durch Allan Kardec geprägt. Dessen Schriften legten den Grundstein für die dortige spiritistische Bewegung.
In Großbritannien war der Spiritismus ebenfalls populär und führte dort zur Gründung von Organisationen wie der „The Spiritualist Association of Great Britain“ im Jahr 1872. Die Bewegung beeinflusste auch das zeitgleich aufkommende Interesse an Okkultismus und Esoterik, das in den darauffolgenden Jahren an Bedeutung gewann und schließlich 1888 in die Gründung des „Hermetic Order of the Golden Dawn“ gipfelte.
Als „Geister“ bezeichnen wir heute in der Tradition des amerikanischen Spiritismus die Seelen der Toten, die durch unvollendete Geschäfte, starke Gefühle oder Zauber an unsere Welt gebunden bleiben. Manche finden nie ihren Weg ins Totenreich und verweilen an Orten, an denen der Übergang besonders leicht ist – alte Krankenhäuser, Friedhöfe, Orte von Tragödien und selbst die New Yorker U-Bahn-Station City Hall sind solche geheimen Knotenpunkte zwischen den Welten.
Allen Geistern gemein ist die Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen und durch Wände oder andere feste Objekte zu wandeln. Auch kann jedes noch so schwache Gespenst den Körper eines Lebenden in einem unbedachten Moment übernehmen. Besonders anfällig sind Kinder, schlafende oder sehr kranke Menschen. Auch solche, die unter geistigen Einschränkungen leiden, werden gerne als Transportmittel der Toten genutzt. Besessene Menschen erkennt man daran, dass sie sich oft schwerfällig bewegen und schneller ermüden. Vor allem aber blitzen ihre Augen in direktem Licht in einer Weise auf, wie es auch Katzen- oder Hundeaugen tun.
Wir unterscheiden zwischen Totenseelen, Poltergeistern, Loas oder Schutzgeistern, und Phantomen.
Dabei machen die Totenseelen den Großteil der unsichtbaren, durch Wände gehenden Wesenheiten aus. Sie sind meistens harmlos und können nur zu besonderen Anlässen mit der Welt der Lebenden interagieren.
Wenige, besonders wütende oder durch dunkle Magie beschworene Totenseelen werden zu sogenannten Poltergeistern. Sie können mit unserer Umwelt interagieren, Gegenstände fliegen lassen und in manchen Fällen sogar das Wetter beeinflussen. Sie sind nicht physisch greifbar, aber ihre Anwesenheit kann bedrohlich sein.
Am gefährlichsten sind die sogenannten Phantome. Sie entstehen aus Hass oder Furcht und manifestieren sich als schattenhafte Wesen mit reißenden Krallen und dunklen Umhängen. Durch schwarze Rituale können sie gebunden werden und erfüllen dann den Willen ihrer unheimlichen Meister. Phantome können Menschen direkt verletzen.
Den Menschen gut gesonnen sind die Loa und Schutzgeister. Sie können die Gestalten von Menschen, Tieren oder magischen Wesen annehmen und wachen über uns. Sie sind gutartig und werden gerufen, um Menschen zu beschützen, zu führen oder zu heilen.
Geister sind die stillen Zeugen der Welt der Toten, immer präsent, aber selten sichtbar – es sei denn, man weiß, wann und wo man nach ihnen suchen muss.
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