Schatten über New York
Short Storys

Urban Legends
Die gelbe Tapete - Eine John Amber Geschichte

Magnus Archer schlug die Augen auf. Die hölzerne Decke über seinem Kopf war schattengesprenkelt, nur hin und wieder zogen die Lichtstreifen eines vorbeifahrenden Autos über die Balken. Der Geruch nach alten Büchern lag in der Luft.

Einen Moment fragte er sich, was ihn geweckt hatte. Seine Blase? Nein, das nicht. Langsam schlug er die Decke zurück und schlüpfte in ein Paar Pantoffeln. Er verließ sein kleines Schlafzimmer und tappte zu der Treppe, die in seinen Laden führte. „Archer’s Archive” lag stumm und verlassen da. Alle Türen waren verschlossen. Alle Fenster heil.

Ein ungutes Gefühl beschlich Magnus. Immer wieder huschte sein Blick zu der kleinen, schmalen Kellertür. Ein eisiger Lufthauch schien davon auszugehen. Magnus ging langsam über die knarzenden Holzdielen. Sein Atem stockte, als er direkt vor dem Durchgang stand. Der Riegel, der sonst fest verschlossen war, taumelte quietschend und lose über der Klinke.

Magnus machte auf dem Absatz kehrt und holte sein Smartphone.

***

John Amber fragte sich, den wievielten Kaffee er jetzt schon getrunken hatte. Seine Augenlider fühlten sich an, als wären sie aus Sandpapier. Ein Gähnen übermannte ihn, obwohl sein Chef Frank Miller tadelnd die Augenbrauen hob.

„Es ist halb zwei”, grummelte Amber. „Nicht meine Schuld, dass ich müde bin. Nachtschicht ist eben be - ”

„Ich weiß, ich weiß”, unterbrach ihn der Chief of Department und schob Amber noch eine Tasse hin. „Tut mir ja Leid. Aber de Silva ist krank, also musst du heute Notdienst schieben.”

Amber brummelte in seinen Kaffee. Nachtschicht, das würde er seinem schlimmsten Feind nicht wünschen. Schon gar nicht an einem Freitag. Er hatte den Überblick verloren über die Barfights, die er schlichten musste.

„Also, was ist denn jetzt?”

Frank Miller kratzte sich am Kopf und gestikulierte zu seinem Smartphone.

„Ich habe einen ziemlich merkwürdigen Anruf bekommen. Ein… hm, nennen wir ihn Bekannter, hat einen Einbruch gemeldet. Magnus Archer heißt er. Ich möchte, dass du dir das anschaust. Magnus ist - nicht ganz von dieser Welt, wenn du verstehst, was ich meine.”

Ambers Gedanken waren zäh wie Kaugummi. Er starrte seinen alten Freund fast eine halbe Minute verständnislos an, bis ihm ein Licht aufging. Dieser Magnus Archer war vermutlich kein Mensch. Oder zumindest jemand, der mit der Zwischenwelt in Verbindung stand. John Amber seufzte tief.

„Geht klar, Frank. Muss ich irgendwas beachten?”

Frank zuckte mit den Schultern. „Nur… sei höflich. Magnus ist ein bisschen speziell.”

***

Anna Bid schluckte. Ihr Blick huschte von einem Durchgang zum nächsten. Alles sah gleich aus: gelber Boden, gelbe Wände, gelbe Säulen, gelbe Tapete. Das Summen von Leuchtstoffröhren lag in der Luft und ziepte in ihren Ohren.

„Wir haben es geschafft”, flüsterte ihr Bruder Tony. „Wir haben es echt geschafft! Ich kann nicht glauben, dass wir hier sind!”

Im Gegensatz zu Tony, dessen Augen leuchteten, fand Anna die ganze Situation überhaupt nicht gut. Die Eintönigkeit, der Gang, der sich ewig in die Ferne streckte, die sterile Sauberkeit… all das löste in ihr ein Gefühl der Beklemmung aus.

„Super, wir sind hier. Jetzt lass uns wieder verschwinden.” Die Leuchtstoffröhren summten. Die Wände setzten sich endlos fort. Die Räume setzten sich endlos fort. Sie kam sich vor wie in einem längst verlassenen Einkaufszentrum, oder einem alten, unbenutzten Bahnhof. Nur, dass es keine Graffiti gab. Keine Schilder. Nur eine Säule in jedem Raum, immer an der gleichen Stelle. Nur die gelbe Tapete. Die gelben, blitzsauberen Böden. Nur das Summen der Lampen.

„Ach, sei keine Memme”, lachte Tony. „Nicht jeder schafft das Noclipping und kommt in die Backrooms. Jetzt lass uns wenigstens ein bisschen was erforschen!”

***

Ambers erster Gedanke, als er im „Archer’s Archive” ankam, war, dass er sich hier wohlfühlen konnte. Bücher türmten sich in abenteuerlich hohen Regalen bis unter die Decke. In einigen Glaskästen sah er alte Manuskripte. Dazwischen verstreut standen Statuetten von tierköpfigen Gottheiten aus Ägypten. Er sah sogar einige Papyrusrollen. Dazu Schmuckstücke aus allen Epochen und Herrenländern.

„Guten Abend, Sir”, begrüßte ihn eine dünne, sonore Stimme. Ein großgewachsener, hagerer Mann unbestimmten Alters trat auf ihn zu. Als Amber seine Hand schüttelte, kam sie ihm ledrig vor. Alt, und ein bisschen rau.

„Mr. Archer”, grüßte Amber zurück. „Was kann ich für Sie tun? Sie haben einen Einbruch gemeldet?”

Archer nickte knapp. Seine Haut war sehr blass, er war dürr und sah irgendwie unfertig aus. John spürte, wie es ihm kalt den Rücken herunterlief. Andererseits wirkte Archer nicht aggressiv oder bösartig. Nur anders.

„Diese Tür wurde aufgebrochen”, erklärte Archer und zeigte dem Inspector eine schmale, kaum sichtbare Tür. Sie war so zwischen zwei Regalen eingeklemmt, dass Amber zweimal hinsehen musste. „Sie führt hinunter in die Lagerräume.” Archer öffnete die Tür langsam und John Amber sah eine steinerne Treppe, die in die Tiefe führte. „Kommen Sie.”

John Amber stieg mit einem unguten Gefühl im Magen die Stufen hinunter. Die Luft roch feucht und ein bisschen muffig. Archers Schritte hallten lange nach.

Schließlich erreichten sie eine Sackgasse am Ende eines Gangs, von dem mehrere Türen abführten. Amber runzelte die Stirn. Vor ihm auf dem Boden standen zwei Rucksäcke. Sie sahen aus, als wären sie von Wanderern zurückgelassen worden. Er erkannte Wasserflaschen. Dazu ragte aus einem der Rucksäcke eine Taschenlampe.

„Die habe ich hier gefunden, direkt am Eingang.” Archer kratzte sich am Hinterkopf. „Ich würde ja selbst nachsehen, aber ich fürchte, das gäbe nur Ärger.”

„Am… Eingang?”, wiederholte Amber irritiert. Hier war kein Eingang. Gut, die Wand wirkte irgendwie dunkler als der Rest dieses Kellers. Der Backstein schien zu schwitzen. Wenn John zu lange hinschaute, begannen seine Augen, zu tränen.

„Hm. Chief Miller meinte, Sie würden das übernehmen.”

„Ich würde was übernehmen?”, fragte John Amber. Im nächsten Moment verlor er das Gleichgewicht. Er stolperte hilflos auf die Wand zu. Das Letzte, was er sah, bevor er von etwas Weichem, merkwürdig statisch Aufgeladenem verschluckt wurde, war der entschuldigende Blick in Archers Augen.

***

Anna drängte sich enger an ihren Bruder.

„Wir hätten die Rucksäcke mitnehmen sollen”, flüsterte sie. Inzwischen hatte sie vollkommen die Orientierung verloren. Alles sah so gleich aus. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie sie wieder zurück zur Noclipping Zone, zum Ausgang aus den Backrooms, kommen sollte.

Genau genommen hatte sie Tony nicht mal glauben wollen, dass die Backrooms wirklich existierten. Dieser Bereich, der angeblich hinter der Realität lag, war doch nur eine urbane Legende. Aber jetzt stand sie hier. Sie konnte den in Internetforen beschriebenen Geruch nach nassem Teppich selbst bestätigen. Die gelben Tapeten. Die Leuchtröhren.

„Ach, sei kein solcher Angsthase. Alter, wenn ich die Fotos in der Schule herzeige, dann…!” Tony hielt inne. „Shhht. Hörst du das?”

Anna entfuhr ein Wimmern. Sie hörte es tatsächlich. Ein dumpfes Klopfen. Rhythmisch. Ein bisschen scharrend, wie von Krallen auf Haut. Sie wusste, was das war. Sie hatte davon gelesen.

„Weg hier!”, schrie Anna.

***

John Amber schlug mit den Händen auf gelbem Teppichboden auf. Eine Wolke feuchter, muffiger Staub stieg davon auf.

Langsam rappelte er sich hoch. Wo war er denn hier gelandet? Alles sah merkwürdig gelb aus. Die Wände waren mit einer gelben Tapete mit einem Muster direkt aus den 70ern bezogen. Der Teppich erinnerte ihn in Farbe und Textur irgendwie an die Kinderbetreuungen, die manche Einkaufszentren anboten. Dazu ragte vor ihm eine Säule in Blassgelb auf. Die Decke, die ebenfalls gelb war, wurde von zwei Leuchtstoffröhren durchbrochen. Ein Durchgang ohne Tür, dafür mit einer Steckdose, führte in einen weiteren Raum.

Vorsichtig arbeitete sich Amber vorwärts. Dass er nicht mehr in seiner Realität war, das ahnte er. Aber wo war er dann? Vage erinnerte er sich an einen Kunstkurs aus der Oberstufe, in dem es um „liminale Räume” gegangen war. Schwellenräume, so hatte der Professor sie genannt, waren Orte, in denen sich die Wirklichkeit komisch anfühlte. Verlassene Bahnhöfe, Schulkorridore nach Unterrichtsschluss, Museen bei Nacht, leere Schwimmbäder. Die gleiche unangenehme Beklommenheit, die diese Orte auslösten, befiel ihn auch hier. Es wirkte, als sollten hier Menschen sein. Oder irgendetwas Lebendiges. Stattdessen war alles leer und endlos.

John Amber griff nach seiner Waffe. Plötzlich war er sehr froh, dass er sie eingesteckt hatte, auch wenn es nur ein Taser war. Er straffte die Schultern. Magnus Archer hatte ihn nicht ohne Grund aus der Realität hierher gestoßen. Er musste die beiden Einbrecher finden. Entschlossen machte sich Amber auf den Weg.

***

John Amber konnte nicht sagen, wie lange er unterwegs war. Nur, dass er plötzlich ein Geräusch wahrnahm. Nach der undurchdringlichen Stille, die nur vom Summen der Leuchtstoffröhren untermalt wurde, jagte es seinen Puls in die Höhe. Unbewusst zog er seinen Taser.

Aber dann erkannte er zwei Teenager. Einen Jungen und ein Mädchen. Sie kamen auf ihn zugerannt. Beide hatten die Augen panisch weit aufgerissen.

„Laufen Sie!”, kreischte das Mädchen. Sie war höchstens fünfzehn. Ihre Haare waren wild und klebten ihr vor Schweiß an der Stirn. „Er ist hinter uns her!”

Der Junge ein Stück vor ihr rannte Amber beinahe um. Amber packte ihn an den Schultern, bis sie beide ihr Gleichgewicht fanden.

„Wer ist direkt hinter euch?”, fragte Amber streng. „Und… seid ihr die beiden, die in „Archer’s Archive” eingebrochen sind?”

„Ja, Mann”, keuchte der Junge. „Wir haben gehört, dass Archer ein Portal in die Backrooms hat. Und hier sind wir!”

„Nur ist hier auch ein Hound!”, fügte das Mädchen hinzu.

John Amber verstand nur Bahnhof. Backrooms? Hinterzimmer? Und was für ein Hund?

„Jetzt beruhigt euch erstmal”, sagte er bestimmt. „Wenn hier ein wildes Tier herumläuft, kann ich es mit dem Taser aufhalten. Sagt mir erstmal, wer ihr seid und was hier los ist.”

„Ich bin Anna”, sagte das Mädchen, „und das ist mein Bruder Tony. Wir… wir sind urbane Entdecker. Wir untersuchen Legenden und Mythen und posten das Ganze dann im Internet. Sehen Sie?” Sie zeigte auf ein Handy, auf dem gerade eine Aufzeichnung lief. Amber hatte von diesen Entdeckern schon gehört. Sie schlichen heimlich in einsturzgefährdete Gebäude und alte Krankenhäuser. Beides natürlich illegal.

„Wir sind durch Noclipping in die Backrooms gekommen”, sagte der Junge - Tony. „An manchen Stellen, wo die Realität dünn ist, kann man in die sogenannten Backrooms gelangen. Wie bei einem Fehler, einem Glitch, in einem Videospiel. Nur halt in echt. Hierher.”

John Amber fragte sich, weshalb er noch nie von diesen Backrooms gehört hatte. Er war immerhin ausgebildeter Experte für merkwürdige Fälle, Mythologie und alles Außergewöhnliche.

„Woher wisst ihr von den Backrooms?“, fragte er.

Anna zuckte mit den Schultern. „Es ist eine Urban Legend. Eine Geschichte aus dem Internet.“ Was sie nicht sagte, Amber aber deutlich hörte, war: Dafür sind Sie vermutlich zu alt. Er nahm sich vor, sobald wie möglich diese Urban Legends, die Legenden aus Städten, zu recherchieren.

„Warum sollte man in diese Backrooms wollen?”, fragte Amber stattdessen. Er wünschte sich schon seit geraumer Zeit, wieder in seinem Büro zu sitzen. Die beklemmende Atmosphäre, die vage Ahnung von Gefahr, nichts davon machte diese Backrooms besonders einladend.

„Wir werden Internetberühmtheiten”, sagte Anna. „Vorausgesetzt, der Hound erwischt uns nicht…”

Sie hatte kaum zu Ende gesprochen, da hörte Amber es. Es klang wie das dumpfe Klatschen von nackten Füßen auf dünnem Teppichboden. Nur, dass es nicht nur zwei, sondern vier Füße sein mussten.

In der nächsten Sekunde schoss es aus einem Gang rechts von ihnen. Im ersten Moment dachte John Amber, es wäre ein Mensch, der auf allen Vieren ging. Die Arme waren merkwürdig langgestreckt. Sie endeten in einer grotesken Verschmelzung von Hundepfoten und Menschenhänden. Die Kreatur war fast vollständig ohne Fell. Weiche, pinkfarbene Haut spannte über einem ausgemergelten Körper.

Mehr Zeit nahm Amber sich nicht. Ein Blick auf die langen, gelblichen Reißzähne reichte aus, um ihm die Gefahr bewusst zu machen.

„Lauft!“, schrie er. Der moschusartige, metallisch-süße Geruch von nassem, verwesendem Tier schlug ihm entgegen. John machte sich bereit.

Hinter sich hörte er, wie die Teenager losrannten. Aber dafür hatte er keine Zeit. Der Hound starrte ihn aus vollkommen weißen, bösartig glimmenden Augen an. Je näher er kam, desto bewusster wurde John Amber, wie falsch die Kreatur aussah. Ein haarloser Hund, der mit einem Menschen verschmolzen war. Die weiche, irgendwie feucht aussehende Haut dehnte sich über drahtigen Muskeln. Jeder federnde Satz weckte in John Amber das Gefühl, die Haut müsse aufplatzen.

Das Gesicht war fast menschlich, aber er konnte es nur erahnen. Denn schwarzes, verfilztes Haar schwang wild über den Kopf des Hounds. Nur das Maul, unnatürlich breit und voller gelber, rasiermesserscharfer Zähne, blitzte immer wieder auf. Amber schluckte trocken.

Er zielte mit dem Taser. Die Waffe hatte nur einen Schuss. Der musste also sitzen.

Der Taser klackte.

Mit einem lauten Zischen drangen die Elektroden in die Haut des Hounds ein. Blau-weiße Funken flirrten über seinen Körper. Krämpfe schüttelten das Biest, und seine Gliedmaßen verhedderten sich.

Es gab nur ein Problem: Der Hound war so schnell gerannt, dass der Taser ihn nicht vollends aufhalten konnte. Sein Schwung trug die ausgestreckten Krallen direkt auf Amber zu.

„Achtung!“

Etwas kollidierte von der Seite mit dem Spezialermittler. John Amber wurde zu Boden gerissen. Der Taser entglitt ihm. Ein schriller Schrei zerriss die Luft.

Ohnmächtig musste John mit ansehen, wie die fingerlangen Krallen in Annas Körper fuhren. Sie hatte sich gegen ihn geworfen. Ihn aus der Bahn des Hounds gestoßen. Und jetzt lag sie auf dem Boden. Halb begraben unter dem Monster. Ihre Jeans hatte sich schon dunkel gefärbt.

„Anna!“, schrie Amber und rappelte sich auf.

„Nicht näherkommen“, keuchte das Mädchen. „Wunden, die vom Hound zugefügt werden, sind infiziert.“ Sie schaute an sich selbst herab. „In einer halben Stunde werde ich auch einer sein.“

„Es gibt kein Gegenmittel“, sagte Tony tonlos. Er war zurückgekommen, um nach seiner Schwester zu sehen. Er packte Annas Hand. Leise sagten sich die Geschwister Lebewohl. „Du bist die mutigste Schwester, die ich je hatte“, murmelte Tony.

Anna lächelte schwach. „Und du der größte Idiot von einem Bruder, den ich je hatte.“ Sie blickte zu John Amber auf. „Verschwinden Sie. Dieser Hound hier ist tot, aber ich werde Sie auch jagen.“

John zögerte.

„Los! Verpissen Sie sich!“

***

John Amber stieß Tony Bid durch die Wand und zurück in „Archer’s Archive“. Er fühlte sich merkwürdig leer. Die Backrooms hatten einer jungen Frau das Leben gekostet. Aus reiner Dummheit.

„Sie sind zurück.“ Er zuckte zusammen, als Magnus Archer wie aus dem Nichts auftauchte. Archer betrachtete den Teenager und schüttelte den Kopf. „Die Backrooms sind gefährlich. Nicht umsonst bin ich der Wächter dieses Durchgangs.“

„Ich weiß“, murmelte Tony. Er umklammerte sein Smartphone.

„Da drin…“ John Amber gestikulierte hilflos. „Seine Schwester wurde von einem… einem Hound gebissen.“

Magnus Archer seufzte. „Wie lange ist das her?“, fragte er mit seiner dünnen, schnarrenden Stimme.

„Vielleicht zwanzig Minuten.“ Amber hatte kaum Erinnerungen an die kleine Ewigkeit, die er und Tony durch die ewig gleichbleibenden Gänge geirrt waren. „Kann man ihr wirklich nicht helfen?“

Magnus Archer seufzte tief. „Ich will sehen, was ich tun kann. Aber das ist nicht mehr Ihre Aufgabe, Inspector. Der Junge und ich…“ Archer warf einen durchdringenden Blick auf Tony Bid, „wir werden das klären. Machen Sie sich keine Sorgen, ich werde ihm nichts tun.“

***

John Amber sank in den Stuhl gegenüber von Frank Millers Schreibtisch. Ihm tat alles weh. Seine Augenlider waren tonnenschwer. Erschöpfung nagte an seinen Knochen.

„Das war’s“, beendete er seinen Bericht.

Der Chief of Department nickte langsam. „Ich werde nachher nochmal mit Magnus reden. Ich bin sicher – “

Das Klingeln seines Diensttelefons unterbrach die beiden. Frank nahm ab.
„Ja?“ Er lauschte eine Weile, dann nickte er. „Natürlich. Danke, ich schulde dir was.“

Er wandte sich mit einem Lächeln an John Amber. „Magnus konnte das Mädchen retten. Sie wird sich vollständig erholen. Und als Wiedergutmachung werden sie und ihr Bruder über die Sommerferien im „Archer’s Archive“ arbeiten.“

John Amber schloss die Augen. Sie wieder zu öffnen, war beinahe unmöglich. Die Erleichterung, die ihn durchströmte, war wie eine warme Decke. Er wollte nur noch schlafen. „Das ist gut zu hören“, murmelte er.

„Geh nach Hause, John“, hörte er wie aus weiter Entfernung die Stimme seines alten Freunds. „Morgen geht es weiter im Sonderdezernat Zwischenwelt…“

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